Freitag, 24. Januar 2014

LORD DELUXE – Aus der Nase eines Killers TEIL 1


 
LORD DELUXE – Aus der Nase eines Killers
Eine Kurzgeschichte in 10 Teilen



Teil I



„Ich schildere Ihnen erst einmal, wie die Ausgangslage war. Hinter dem Haus beim Pool zwei Mann, im Erdgeschoss des Hauses jeweils ein Beamter in der Küche, einer in der Lobby und zwei im Obergeschoss.. Dazu zwei Männer, die durch das Haus und den Keller sowie durch den Garten patroullierten. Mullinger wurde außerdem eng von einem Beamten flankiert. Die meiste Zeit saß er vor der Glotze, ging aber auch manchmal nach draußen und sprach mit seiner besoffenen Frau. Und natürlich hatten wir gegenüber auf der anderen Straßenseite einen Van mit zwei Beamten, die die vier Videokameras überwacht haben. Soweit so gut, Der Unbekannte hat es irgendwie geschafft, in den Van einzudringen, die beiden Beamten lautlos auszuschalten und sich die Kleidung von Agent Ulpius anzuziehen. Mit dieser Tarnung konnte er ungehindert ins Haus und die Lage taktisch sondieren. Zunächst erledigte er die beiden Kollegen im Obergeschoss. Er benutzte nach erster Einschätzung eine taktische MP5 mit Schalldämpfer. Niemand von unten hätte die Schüsse hören können. Er schleifte die Leichen in das Jugendzimmer der Tochter Juliet, die sich zur Zeit noch bei Verwandten in Santa Barbara aufhält. Sie weiß noch nicht Bescheid. Der Killer ging anscheinend über die Wendeltreppe nach unten und anschließend in die Küche, wo er Agent Kahn und den Butler ausschaltete. Auch davon schien niemand etwas bemerkt zu haben. Auch der Agent in der Lobby nicht, dem unser Mann aber irgendwie aufgefallen sein musste, denn er folgte ihm nach hinten in den Flur, wo sich das Badezimmer und das Ankleidezimmer befinden. Der Killer hatte jedoch keine Probleme, ihn und Agent Offenhouse zu töten, ohne dass die Ehefrau, die gerade aus der Sauna kam, etwas bemerkte. Nachdem er die beiden Leichen in das Ankleidezimmer gezerrt hatte, begegnete ihm Misses Mullinger im Flur. Sie hielt ihn für einen regulären Beamten und schöpfte womöglich erst Verdacht, als sie die Blutspuren an Wand und Teppich bemerkte. Der Killer erdrosselte sie hinterrücks und schoss ihr anschließend in den Kopf und zwischen die Beine. Ihre Leiche ließ er so liegen, wie sie war. Nun begab er sich in den Garten mit dem Swimmingpool. Einen unserer Männer lockte er wohl mit irgendeinem Vorwand zu einer unbeobachteten Ecke und brach ihm das Genick. Den Zweiten erschoss er schon beinah exzessiv. Die Spurensicherung ist noch nicht fertig, aber wir gehen von mindestens 12 Schusswunden aus. Der Beamte fiel in den Pool, was der Mörder wohl genauso beabsichtigt hat, damit sich das Wasser rot färbt. Nun blieb noch Agent Zaris und Mister Mullinger selbst, das Primärziel. Der Killer ging seelenruhig in das Wohnzimmer und gesellte sich zu den Beiden, schaute wahrscheinlich ein paar Minuten fern mit ihnen – es lief gerade das Footballspiel – und täuschte einen Anruf auf seinem Handy vor. Dann sagte er dem Beamten, jemand aus dem Überwachungsvan wollte ihn sprechen. Als der Kollege den Raum verlassen hatte, erwürgte er Mister Mullinger, während dieser in seinem Sessel saß und das Spiel anschaute. Kurioserweise bemerkte der Agent nicht, als er schockiert von den Leichen im Van zurück ins Haus eilte, dass unser Kronzeuge bereits tot war. Doch er schien den Killer nun als solchen wahrzunehmen und schaffte es, einen Schuss aus seiner Waffe abzufeuern, der jedoch den Killer verfehlte, der mit einer Salve aus einer gestohlenen FBI-Pistole antwortete. Die hatte natürlich keinen Schalldämpfer. In diesem Moment muss die Nachbarin Misses Herbiger aufgeschreckt worden sein. Der Killer lief aus dem Haus und erschoss sie. Aber er beließ es nicht bei einem Schuss. Er zerfetzte mit vier Schüssen ihr Gesicht, lud nach und feuerte weitere fünf Mal auf sie ab, in den Unterleib, den Bauch und in die Brüste. Einer der Schüsse durchschlug die Brustprothese der Frau, und die Splitter perforierten ihre Strickjacke.
Ein Jogger, der in Panik ins Haus lief, in der Hoffnung, noch einen lebenden Agenten vorzufinden, wurde von dem Killer überwältigt und mit der Heckenschere von Misses Herbiger geradezu filetiert. Der Mörder lud erneut seine Waffe nach und feuerte wild im Haus herum. Dann verabschiedete er sich.“
„Okay, Kostic, Sie können Pause machen.“
Der angesprochene Beamte nickte zufrieden und entfernte sich. Benson und Linklater nippten an ihren Kaffeebechern. Benson sagte:
Warum der Exzess? Warum die additiven Schüsse und das Herunfuchteln mit der Heckenschere? Will er uns weismachen, dass dies nicht der gezielte Anschlag auf einen Kronzeugen war? Glaubt er wir denken, es war ein Lunatic, der zufällig durch diesen Vorort gestreift ist?“
„Er will, dass wir uns exakt diese Gedanken machen. Je mehr wir nachdenken, desto mehr Zeit gewinnt er. Und er weiß, dass wir alle Hände zu tun haben werden, um die Theorie von einem Irren nieder zu schlagen. Wir haben die MP5 mit dem effektiven Schalldämpfer, einen extrem antizipierenden und blitzschnellen Täter, der vorher genau gewusst hat, wie viele Beamten unseren Mann beschützen. Er kannte die Architektur des Hauses und wusste, welche Türen verschlossen sind und welche nicht.“
Sprechen wir jetzt über die Möglichkeit eines Maulwurfs?“
„Nie und nimmer ist einer von unseren Leuten zu solch einer Ein-Mann-Aktion fähig. Aber ich brauche ihnen ja nicht zu sagen, dass die Mauern unserer Büros ein paar zu breite Fugen aufweisen, wenn es um den Schutz eines Kronzeugen geht.“
„Wollen sie einige Leute beschatten lassen, ein paar von den Neuen?“ fragte Benson gespielt amüsiert.
„Nicht die Neuen, sondern vielmehr die Altgedienten, die wissen, dass ihre Pension geradezu lachhaft daherkommt und ein Barbecue pro Monat das höchste der Gefühle sein wird.“
„Sie können doch nicht unsere gesamte Abteilung aushöhlen.“ lachte Benson.
„Ich fordere einige Leute aus Phoenix an, und ein paar Ehemalige. Ich will eine Sonderkommission der absoluten Geheimhaltungsstufe.“ zischte Linklater.
Kostic kam aufgeregt zurück an die Eingangstür des Hauses und sagte:
„Gentlemen, wir haben eine Überlebende gefunden!“




Teil 2 am FREITAG, 31.01.2014

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