Donnerstag, 18. Juli 2013

Fatum – Eine Fortsetzungsgeschichte. TEIL III


Mit brennender Neugier darauf zu erfahren, was der Esquiliner von ihr wollte, hob sie die Hand und bedeutete ihren Freiern, sich noch einen Augenblick zu gedulden.
Pictor machte heute einen etwas freundlicheren Eindruck als beim ersten Mal.
"Setz dich." sagte er sanft.
Marisca sah sich ihn nun etwas genauer an. Er war nicht unansehnlich, vielleicht dreißig Jahre alt und ohne Makel.
"Du hast meinem Freund neulich zeigen wollen, dass du in ein besseres Haus gehörst. Das tut man entweder aus Dummheit, oder weil es wahr ist. Doch wenn es wahr ist, was machst du dann hier?"
"Ich musste fliehen. Niemand hat mir geholfen. Dies hier schien mir die sicherste Zwischenlösung zu sein."
"Und die Hauptlösung? Was ist die Fracht in deinem Köpfchen wert? Willst du Geschäfte machen oder gerettet werden?"
"Ich leide keine Not. Doch wenn man Dinge weiß, die eine Lupa normalerweise nicht wissen sollte, möchte man sie so gut wie möglich veredeln."
"Wie kann ich sicher sein, dass dein Wissen überhaupt etwas wert ist? Gut, ich weiß dass du der Schwuchtel Stolo gehört hast. Und dieser Häuserbrand auf dem Transtiberim, wie ist das passiert?"
"Wie so etwas nun mal passiert. Jemand stellt eine Öllampe an der falschen Stelle ab, alle schlafen und wachen in einem Inferno auf."
"Es war also kein Anschlag von außerhalb?"
"Nein."
"Und Stolo? Hat er dich freigelassen?"
"Er hat mich einer jungen Dame verschenkt, die ebenfalls bei dem Brand umgekommen ist."
"Das macht dich noch lange nicht frei, Mädchen. Eigentlich müsstest du der Familie dieses Mädchens gehören."
"Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Eigentlich sollte ich im Haus meiner Eltern wohnen und einen lieben Mann heiraten. Doch meine Eltern wurden von Aventinern umgebracht, und mich hat man in eine Lupa verwandelt, um die Schulden meines Vaters abzuarbeiten. Und jetzt sitze ich hier mit dir, einem Esquiliner, der bestimmt eine ganze Weile auf mich gewartet hat und sicher nicht nur wegen meiner Schönheit gekommen ist. Also wieso sollte ich nicht in froher Hoffnung sein?"
Marisca warf einen Blick über ihre Schulter. Die beiden Männer verließen die Taverne. Ihre Ungeduld hatte gesiegt.
"Verdammt!" sagte Marisca. Pictor lachte:
"Tja, so schnell kann die Hoffnung dahin sein. Und jetzt hörst du mir zu. Heute Nacht wirst du verhaftet. Ich habe es bereits arrangiert. Du kannst bis dahin fliehen, wenn du willst. Deshalb sage ich es dir. Doch bleibst du hier, holen dich die städtischen Vigiles."
„Die Vigiles? Aber wieso?"
"Hab keine Angst. Es hat alles seine Richtigkeit. Falls du noch Hoffnung hegst und die Furcht im Zaume hältst, dann wartest du die Nacht ab. Bist du aber nur ein kleines Fotzengroßmaul, das zu dumm ist die richtigen Gelegenheiten zu erkennen, dann schleich dich hinaus auf die Straße und lass dich nie wieder auf dem Esquilin sehen."
Marisca glaubte zu verstehen was Pictor ihr sagen wollte. Doch die Sache mit der Verhaftung schien ihr ein bisschen mysteriös.
Pictor stand auf.
"Überleg es dir. Der Tag ist noch lang."
Er ließ Marisca allein am Tisch sitzen und verließ die Taverne. Der Wirt rief ihr zu:
"Ich dachte du und die anderen wolltet heute einen freien Tag! Wenn du schon hier rumhängst, kannst du auch arbeiten."
Doch es saßen nicht besonders viele Leute in der Taverne. Die beiden Sklaven, die die Gäste bedienten, hatten kaum zu tun. Marisca sprang auf und lief auf die Straße, sah nach links, nach rechts, doch von den beiden Reisenden war nichts mehr zu sehen.
Sie bot sich den Gästen der Taverne feil und fragte ungeniert, ob jemand mit ihr aufs Zimmer gehen wollte. Ein kleinwüchsiger Mann um die vierzig willigte ein und erleichterte sich über Mariscas Leib, für drei Asse.
Bis zum Abend fertigte sie noch zwei weitere Freier ab und legte sich anschließend zum Schlafen ins Bett.
Tief in der Nacht, als die Taverne bereits geschlossen war, klopfte jemand an ihr Bett. Sie wachte auf und erblickte zwei Wächter der Vigiles-Kohorte über sich.
"Bist du die, die man Marisca nennt?"
"Ja."
"Dann kommst du mit."
"Wohin?"
Marisca stieg aus dem Bett. Als die Männer den nackten Leib der Marisca sahen, drückten sie das Mädchen zurück auf die Matratze. Beide schaufelten ihre Männlichkeiten aus den Röcken hervor und grunzten Marisca auffordernd an. Sie liebkoste die beiden Mentulas mit den Händen und fragte die Wächter nach ihren Wünschen.
Beide ließen ihre Brustpanzer an, während der eine sich auf den Rücken legte und Marisca über sich hocken ließ, um sie interfemineum zu penetrieren, während der andere hinter Marisca das dunkle Tor benutzte. Die Vigiles gingen nicht gerade zimperlich mit der jungen Lupa um, doch solch ein Gebaren brachte sie nicht in Unruhe.
Nach dem Intermezzo der Voluptas zerrten die Männer Marisca aus dem Bett und gaben ihr ihre Kleider. Sie zog sich hastig an und stopfte ihren spärlichen Besitz in einen Beutel. Sie glaubte nicht daran, demnächst wieder hierher zurück zu kehren.
Vor der Taverne stand ein zweispänniges Essedum. In der Nacht war es erlaubt, mit den Wagen durch die Straßen zu fahren. Und alle Händler und Lieferanten taten dies auch, weshalb in Rom ein ruhiger Schlaf luxuriöser schien als ein gutes Bad.
Marisca fuhr mit den Vigiles gen Osten, in die Richtung der Trajan-Thermen, vorbei an der Moneta, der Münzprägung, und der Waffenkammer des Flaviums. Hinter dem Anwesen des alten Consuls Bruttius Praesens erstreckte sich ein kleiner Häuserblock, und das Essedum wurde angehalten. Ein Kerkergebäude war nirgends zu sehen, und Marisca kombinierte, dass die Vigiles im Auftrag der Esquiliner handelten. Im Auftrag von Pictor.
"Geh ins Haus." sagte einer der Wächter knapp.
Der Wachmann des Anwesens schien sie schon zu erwarten. Er öffnete ihr.
Marisca trat ins Innere und fand sich in einem kleinen Innenhof wieder. Das Haus erinnerte sie ein wenig an den Privatsitz von Licina und Stolo, drüben beim Tiber, doch dies war deutlich kleiner. Sie erkannte, trotz des wenigen Lichts, dass sich im Erdgeschoss irgendeine Art Werkstatt befand. Hier unten gab es keine Wohnräume. Durch den Außenflur ging Marisca eine Treppe hoch, und hier im Obergeschoss brannten in den Zimmern viele Feuer. Sie trat ein und erkannte, dass die um den Innenhof quadratisch angeordneten Räume locker miteinander verbunden waren. Die Möblierung zeugte von einem erlesenen Geschmack, und die Wände zeigten viele schöner Bilder. Szenen mit Frauen und Kriegern, Tieren und Pflanzen. Es schien überhaupt keine abgeschlossenen Räume zu geben. Irgendwie gefiel ihr das. Und endlich traf sie auch einen Bewohner. Es war ein Mann Mitte zwanzig, der schon ein wenig angeheitert schien.
"Ey, was für 'ne scharfe Rima!" bellte er.
"Ist dies das Haus von Pictor?"
"Ach, du bist die Neue. Ja, das ist Pictors Haus, hast'e das Studio nicht gesehen?"
"Dann ist er tatsächlich Maler, wie es sein Name sagt?"
"In zweiter Generation. Los, stell dich ihm vor, er ist irgendwo da drüben."
Der Mann wies mit flattriger Hand zu den hinteren Räumen. Marisca ging durch eine kleine Bibliothek, einen Raum mit einem großen Bett, und fand dahinter im rechten Winkel ein gemütliches Triklinium mit Speisesofas und Tischen. Etwa sechs Leute lagen auf den rot gepolsterten Klinen, tranken und sprachen leise miteinander. Marisca entdeckte Pictor, der neben einer edlen Frau um die zwanzig lag. Und er erblickte sie.
"Marisca. Hat also die Hoffnung gesiegt?"
"Scheint so."
"Komm, leg dich hin und koste von diesem herrlichen Widderfleisch."
Ein Sklave zog ihr die Schuhe aus, als sie sich hinlegte. Sofort wurde ihr ein Becher Wein eingeschenkt.
So freundlich hatte man sie seit Ewigkeiten nicht mehr empfangen.




- Nächster Teil Freitag, 26.07.2013 - 


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