Donnerstag, 25. Juli 2013

Fatum – Eine Fortsetzungsgeschichte. TEIL IV


 
"Das Gesöff kommt aus Griechenland. Ein bisschen bitter, aber gut für den Kopf."
Marisca kostete. So einen Wein hatte sie noch nie getrunken. Ziemlich gewöhnungsbedürftig.
"Fühl dich ganz wie zu Hause. Wir leben hier vollkommen transparent und ohne viele Geheimnisse. Schlaf wo du willst. Niemand wird dich verscheuchen. Du musst aber bedenken, dass die Anderen ebenso schlafen wo sie wollen. Verstehst du?"
Sie sah sich die Männer an. Es befanden sich keine ausgesprochenen Scheusale unter ihnen. Und sie erkannte auch den Mann wieder, der sie im Auftrag von Pictor aufgesucht hatte und den Preis für einen Coitum Analum nicht zahlen wollte.
Die Dame neben Pictor sah Marisca mit kalter Missgunst an. Da er die beiden Frauen nicht miteinander bekannt machte, folgerte Marisca, dass es sich um eine höher gestellte Person handelte.
Marisca fragte:
"Warum bin ich hier? Was ist meine Aufgabe?"
"Deine Aufgabe ist es zu atmen, zu essen, zu schlafen und kacken zu gehen. Mit einem Wort: Lebe!"
Plötzlich stimmten die Anderen mit ein und riefen:
"Vale! Vale! Vale!"
Wein wurde nachgeschenkt, Fleisch von Sklaven in kleine Stücke geschnitten und Obst geschält. Marisca ließ sich einen Teller mit Apfelstücken reichen.
Während sich Pictor mit seiner edlen Dame unterhielt und die anderen entspannt miteinander plauderten, überdachte Marisca die Lage. Das Haus und seine Gestaltung machten auf sie einen guten Eindruck. Es gab keine versteckten Räume oder Einzelzimmer wie in Licinas Haus. Alles war offen und vertrauenerweckend. Und gerade das beunruhigte sie auch. Es musste einen Haken an der Sache geben. Wenn Pictor sich wirklich als der dankbare Abnehmer ihrer Geheimnisse herausstellte, erwartete er nun einen Vertrauensbeweis. Sie musste ihm irgendetwas anbieten, und damit dachte sie nicht an ihre körperlichen Reize.
Pictor zog sich mit der arroganten Dame in ein leeres Zimmer zurück, das sich auf der anderen Seite des Innenhofs befand.
Der Wein ließ Mariscas Lider schwer werden, und da man ihr gesagt hatte, dass jeder schlafen konnte wo er wollte, schlummerte sie auch direkt auf der Kline ein.
Als sie die Augen aufschlug, lag ein Mann neben ihr. Er tastete schon eine Weile an ihr herum, knetete ihre Brüste und fasste ihr zwischen die Beine. Sein Alter war schwer zu schätzen, doch älter als dreißig.
"Darf ich?" fragte er freundlich. Marisca, noch zu müde um sich zu sträuben, sagte träge:
"Na gut, aber schön höflich bleiben“. Der Mann drehte Marisca um. Es dauerte nicht lange, und danach schlief Marisca noch ein Stündchen weiter.

"Ich habe die Malerwerkstatt von meinem Vater übernommen. Dort unten arbeiten fünfzehn geschulte Sklaven und ein freigelassener Meister, mein wahrer Stolz. Wenn wir Aufträge von Villen erhalten, kundschaften meine Leute die Sicherheitslage aus und erstatten mir Bericht. Wenn es mir gefällt, wird ein lausig bewachtes Haus überfallen. Natürlich geschieht das nur, wenn es sich um Häuser außerhalb des Esquilin handelt. Ich sage dir, in fünf Jahren werde ich, wenn alles gut geht, auf das Marsfeld ziehen."
Marisca schmiss sich eine Traube in den Mund und fragte:
"Wusstet ihr dass die Giftküche der Licina in der ganzen Stadt einzigartig ist?"
"Habe ich gehört. Aber niemand weiß wo sie sich befindet."
"Na in ihrem Privathaus. Im Erdgeschoss. Der Raum ist nun ungenutzt, jetzt wo sie tot ist."
"Ich dachte immer sie befände sich in irgendeinem verborgenen Kellergewölbe bei den Christengräbern."
"Ammenmärchen. Sie hat solche Gerüchte absichtlich in Umlauf gebracht."
"Das Privathaus der Licina ist tiefster Aventin. Wenn man uns dort sieht, gibt es eine Menge Ärger."
"Und die Giftküche der Licina gibt eine Menge Geld."
"Das wäre eine wertvolle Information. Wenn sie der Wahrheit entspricht.“
„Es gibt sogar das Gerücht, die Giftküche befände sich unter der Spina des Circus Maximus. Ihr könnt ja dort zuerst nachsehen." sagte Marisca frech.
"Nur aufgrund des Hinweises einer Lupa kann ich so einen Raubzug nicht verantworten. Außerdem könnte es auch eine Falle sein."
"Wie kann ich euer Vertrauen gewinnen? Wem muss ich das Mentula mit meiner Spucke salben, um meine Seriosität unter Beweis zu stellen?"
"Mit deinen Qualitäten als Lupa wirst du nicht weit kommen. Sag, vermissen dich die Aventiner?"
"Vielleicht fragen sie sich was aus mir geworden ist."
"Was ist mit Stolo?"
"Er hat nie ein besonderes Interesse an mir gezeigt, aber er hat mich immer gut behandelt."
"Vertraut er dir?"
"Warum? Was habt ihr vor?"
"Ich habe mich nur gefragt, warum ich das Risiko eingehen sollte, den Aventin zu betreten. Wäre es nicht klüger, jemanden vom Aventin auf den Esquilin zu locken?"
"Habt ihr vor, Stolo zu töten?"
"Wo denkst du hin? Aber ich weiß dass er mit den reichen Syrern Geschäfte macht. Diese Verbindungen zum Osten rühren noch von der Zeit unter Caracalla her. Und mit dem neuen Princeps kommen immer mehr von diesen Kameltreibern in die Stadt. Sie nisten sich jenseits des Tiber ein, in Reichweite zum Aventin, und wir im Osten der Stadt sehen zu, wie diese Bastarde immer reicher werden.“
Maisca erkannte Pictors aufrichtiges Interesse, den Rivalen zu schaden.
„Meine liebe Marisca, deine Kenntnisse sind unzureichend und wenig vertrauenswürdig. Was soll ich mit dir anfangen, wenn du nicht mal als Köder taugst? Angenommen ich schicke dich auf eine Lockmission auf den Aventin, wird Stolo kaum einen Grund finden, sich wegen dir in die Höhle des Löwen zu begeben.“
„Also schickt ihr mich wieder auf die Straße?“
Pictor sah das junge Mädchen an.
„Möchtest du mal erleben wie es ist, nicht ständig die Beine breit zu machen?“
Marisca fühlte sich gedemütigt. Sie gab keine Antwort.
„Geh doch mal in die Werkstatt und schau, ob du dich nützlich machen kannst. Die meisten der Sklaven dort sind schwul oder kastriert.“
„Ich soll in der Malerwerkstatt arbeiten?“
„Ist das etwa eine Zumutung für dich? Du kannst jederzeit wieder auf die Straße. Ich zwinge dich zu nichts.“
Marisca war ziemlich überrascht. Aber auch neugierig.



. - Nächter Teil Freitag, 02082013 -

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